Haus El ́Joie de Vivre – Wohngemeinschaft in Zeuthen und Wildau

Schon 4 Jahre ist es her, dass wir unser Haus geplant und dann auch erfolgreich eröffnet haben. Dabei lag es uns besonders am Herzen, dass die Freude am Leben, wonach das Haus auch benannt wurde, bei uns an der Tagesordnung steht. Die Lebensbedingungen in unserem Haus wollten wir so nah wie möglich an die gewohnte Umgebung gestalten, wie unsere Bewohner sie von daheim kennen.

Die moderne Medizin erhöht die Lebenserwartung. Immer mehr Altersheime werden eröffnet. Dort werden ältere Menschen im Rahmen der allgemeinen medizinischen und sozialen Standards gepflegt. Doch Sauberkeit und gute Ernährung allein reichen nicht aus, um ein erfülltes Leben auch im hohen Alter zu führen. Einsamkeit macht unglücklich, führt zu depressiven Zuständen. Wir haben in unserem Haus El ́Joie de Vivre daher einen eigenen, mitfühlenden Weg eingeschlagen.

Haus El ́Joie de Vivre - Wohngemeinschaft in Zeuthen und Wildau

Unsere Vision ist es, den Menschen der älteren Generation (alle unsere Einwohner sind weit über 80) zu ermöglichen, ihren Lebensabend mit Freude und Würde zu verbringen. Sie haben ein ereignisreiches, aber nicht immer leichtes Leben hinter sich. Wir wollen, dass sie anstatt ihr Dasein zu fristen, das Leben genießen, aktiv daran teilnehmen und mitgestalten. Wir bemühen uns, nicht das Gefühl zu erzeugen, man befinde sich in einer Institution für hilfsbedürftige Menschen.

Die Merkmale des zunehmenden Älterwerdens wie z.B. die Windel und entsprechendes Pflegezubehör werden diskret aufbewahrt. Der Tagesablauf wird individuell den Bedürfnissen der Bewohner angepasst. Wir nehmen alle Mahlzeiten gemeinsam im Gemeinschaftsraum ein, dabei behalten wir die guten familiären Tischtraditionen von zu Hause bei. Das Essen wird mit schönem Geschirr auf einem geräumigen Tisch, der stets mit einer Tischdecke bedeckt ist, serviert.

Zum Frühstück kaufen wir frische Brötchen, die jeder nach seinen Vorlieben selbstständig belegen darf, anstatt vorgefertigten Brote zu verteilen. Begleitet wird das Frühstück von klassischer Musik, die gute Laune für den ganzen Tag erzeugt. Das Menü wird nicht ausgehängt, um den formellen Eindruck zu vermeiden. Die Speisen wiederholen sich nicht. Kurz vor dem Mittagessen versuchen die Einwohner neugierig zu erraten, was heute gekocht wird. Solche Momente wecken das Interesse am Geschehen und tragen dazu bei, die kleinen Freuden des Lebens jeden Tag aufs Neue zu schätzen. Wir sitzen mit den Bewohnern am Tisch und unterhalten uns gemeinsam.

Alle beteiligen sich aktiv am Vorschlagen und Planen der nächsten Unternehmungen, die auch unbedingt verwirklicht werden. Es können kurzfristige Pläne sein, wie das Grillen am selben Abend oder auch größere Unternehmungen. So waren wir bereits einige Male im Thermalbad Bad Saarow, ebenso besuchten wir ein Mozart-Konzert in Charlottenburg und eine Zirkusvorstellung. Wir speisten in einem chinesischen und einem griechischen Restaurant. Kürzlich sind wir mit zwei Bussen nach Beelitz gefahren, um dort den frisch zubereiteten Spargel zu genießen. Die Möglichkeit, die Abläufe im Haus mitzugestalten, ist enorm wichtig, um das Interesse am Leben zu erhalten bzw. wiederzuerwecken. Das sorgt auch für ein hohes Selbstwertgefühl und Zusammengehörigkeit. Zusätzlich bereichert jeder Bewohner den Alltag:

– ein Bewohner gestaltet Plakate;
– andere Bewohnerin beschäftigt sich mit Handarbeit, wobei die anderen sie gern beobachten;
– jemand spricht über klassische Musik;
– liest Märchen vor;
– oder hilft im Haushalt.

Die Demenzerkrankten nehmen an den Tagesabläufen teil, die anderen Bewohner integrieren sie darin und umsorgen sie mit ihrer Aufmerksamkeit. Viele von unseren Bewohnern hatten ein Haustier. Mit zunehmendem Alter fällt aber die Pflege des Lieblings schwer. Bei uns müssen die Senioren nicht auf diesen wertvollen Kontakt verzichten. Viel Freude und schöne Berührungsmomente bringen unsere Katze und der Hund. Außerdem kann man sich je nach Vorlieben und Kräften an der Pflege der Papageien, Kaninchen, Fische und Reptilien beteiligen. Alle Tiere sind gesund, geimpft und werden sorgfältig gepflegt. Täglicher Umgang mit ihnen ist eine Therapie, die ihre Wirksamkeit bewiesen hat.

Darüber hinaus stehen wir in enger Verbindung mit den Familienangehörigen. Sie sind jederzeit willkommene Gäste und bereichern das Leben von allen Bewohnern. Die Tochter von Verena, Frau Elke Stahlbaum, organisiert unvergessliche Musikabende, die von ihren Schülern mitgestaltet werden. Frau Petras Tochter hat einen köstlichen Gulasch zubereitet, den wir gemeinsam im Garten genossen. Der Enkelsohn von Herrn Hartmann bringt uns eigenhändig geangelte Fische, die wir grillen. Der Sohn von Frau Nike half uns bei der Organisation des Zirkusbesuchs.

Selbstverständlich feiern wir die Geburtstage mit großem Schwung. Wir gratulieren das erste Mal bereits am Frühstückstisch. Dies ist zu einer Tradition geworden. Am Nachmittag kommen die Angehörigen, wir sitzen gemeinsam am festlich gedeckten Tisch, trinken Kaffee und überreichen die Geschenke. Am Abend gestalten wir dann zum Abschluss des Feiertags ein kleines Konzert für das Geburtstagskind. Das sind immer unvergessliche Abende.

In unserem Gemüsegarten wachsen Kürbisse, Zucchini, Tomaten, Gurken, verschiedene Kräuter. Im letzten Jahr ernteten wir mit Unterstützung der Bewohner das Gemüse und nutzten es bis in den späten Herbst. Zwei Wassermelonen wuchsen auf unserem Beet. Wir haben das Fest der Ersten Wassermelone ins Leben gerufen und gefeiert.

Friseur, Maniküre und Pediküre kommen monatlich ins Haus. Wir machen daraus eine fröhliche Show, machen Fotos, jeder kann bei den Anderen dabei sein und die Kunst des Frisörs bewundern. Beim guten Wetter essen wir oft im Garten, grillen oder bestellen das Essen im chinesischen oder italienischen Restaurant. Halloween und Fasching feiern wir ausgelassen und tragen dabei selbst gestaltete Kostüme. Die Erzählerin und Musikerin Maria Schulz-Heyn besucht uns monatlich und bereichert uns mit einem unerschöpflichen Schatz internationaler Geschichten und Märchen. Oder wir erinnern uns gemeinsam mit ihr an die gut bekannten Märchen aus unserer Kindheit, die wir auch unseren eigenen Kindern und Enkelkindern erzählt haben. Das Gedächtnis wird erfrischt, die wunderbaren Erinnerungen kommen wieder.

Beim gemeinsamen Singen der Volkslieder stimmen selbst die Demenzerkrankten, die sonst nur sehr sparsam sprechen können, mit ein. Dabei können sie sich an die komplexen vollständigen Texte erinnern. Dies sind wunderbare Momente für sie selbst und auch große Freude für uns alle. Sie strahlen und werden von ihren Mitbewohnern gelobt und ermutigt. Dank des Besuchs einer Entspannungstherapeutin mit ihren Auszubildenden durften unsere Bewohner und deren Angehörige den Zauber der Entspannungsmassage erfahren, ein ganz besonderes Erlebnis.

Als Sarah Bernhardt in die Jahre kam, schrieb sie: „Lasst uns leben anstatt auf den Tod zu
Warten!“ Genau das ist unser angestrebtes Ziel, die Vision, die wir mit unserem darauf basierendem Konzept ermöglichen wollen. Deswegen heißt unser Haus El ́Joie de Vivre, die Freude am Leben. Wir wollen, dass unsere Bewohner sich jeden Morgen auf den neuen Tag ihres Lebens in unserem Haus freuen! In dem fast vergangenen Jahr konnten wir uns selbst davon überzeugen und bestätigt fühlen, dass der von uns gewählte Weg uns näher zur Erfüllung unseres Ziels führt.